Knapp 2.000 Menschen bei Demo zum Internationalen Frauentag

An einer Demonstration zum Internationalen Frauentag in Stuttgart haben sich am 8. März knapp 2.000 Menschen beteiligt. Sie folgten einem Aufruf des Aktionsbündnis 8. März unter dem Motto „Die Krise heißt Kapitalismus und Patriarchat. Deshalb feministisch kämpfen“, zu der auch der DGB Stadtverband Stuttgart und der DGB-Frauenausschuss Stuttgart anläßlich des 110. Geburtstages des Internationalen Frauentags aufgerufen hatte. Es war die größte Demonstration am Internationalen Frauentag seit vielen Jahrzehnten.

Besonders erfreulich war die breite Beteiligung bei der Demonstration. Frauen* jeden Alters, noch in der Ausbildung, im Berufsleben oder schon in Rente brachten sich ein. Frauen* aus verschiedenen Regionen der Welt haben mit Schildern, Fahnen, Redebeiträgen und Transparenten auf Frauen*kämpfe in Polen, der Türkei und Lateinamerika aufmerksam gemacht. Einige Frauen* kamen gemeinsam mit ihren Kolleg*innen zur Demonstration und machten auf die prekären Beschäftigungsverhältnisse klassischer „Frauen*berufe“ aufmerksam. So zum Beispiel Beschäftigte aus der Pflege, dem Sozial- und Erziehungsdienst, der Gastronomie oder dem Einzelhandel. Viele Gewerkschaftsfahnen (IGM,ver.di, IG BAU, EVG u.a.) wehten. Auch beteiligten sich Mitarbeiter*innen von Frauen*beratungsstellen/-organisationen wie „Frauen helfen Frauen“ und „Kampagne für saubere Kleidung“. Viele Frauen* brachten ihre Kinder mit zur Demonstration und nahmen zum Teil auch die Kinderbetreuung im hinteren Bereich der Demo in Anspruch. Weitere Frauen* hatten selbstgebastelte Schilder dabei. Alle Anwesenden ließen so die vielschichtige Unterdrückung als Frauen* sichtbar werden.

Am Auftakt der Demo gab es ein kurzes Theater zur unbezahlten Reproduktionsarbeit von Frauen* zuhause und die Aufforderung nach einer kollektiven und von allen getragenen Übernahme dieser gesellschaftlich notwendigen Tätigkeiten. In verschiedenen Redebeiträgen gingen Beschäftigte aus den Bereichen Gastronomie und Pflege auf Sexismus, Überlastung und prekäre Arbeitsbedingungen in ihren Branchen ein. „Wir kämpfen um die Sicherheit unseres Arbeitsplatzes, auch wenn sich unsere Situation ändert und aus jungen Mädchen Mütter werden“, zeigte sich eine Beschäftigte von H&M kämpferisch gegenüber dem geplanten Stellenabbau bei der Modekette.

Die Demonstration war geprägt von zahlreichen Aktionen am Rande der Demo. Eine Gruppe lateinamerikanischer Frauen platzierte an der Ausländerbehörde Geschichten über Diskriminierung von migrantischen Frauen. Vor dem Justizministerium am Schillerplatz stellten Frauen 150 Paar rot gefärbte Schuhe auf, die symbolisch für die ermordeten Frauen in Deutschland stehen und zeigten damit auch, dass sie sich nicht auf das Justizsystem verlassen wollen. Am Gesundheitsministerium kreideten beschäftigte Frauen* aus der Pflege ihre unzumutbaren Arbeitsbedingungen anhand eines Modells an und zeigten auf, dass diese darin begründet sind, dass ihr Beruf als klassischer „Frauen*beruf“ grundsätzlich abgewertet wird. Zudem wurde mit Plakat-Aktionen an der „Ausländerbehörde“ und einer Sprühkreide-Aktion in der Nähe des Stuttgarter Landtags auf den alltäglichen Rassismus sowie den voranschreitenden Rechtsruck in Deutschland aufmerksam gemacht.

„Wir kämpfen heute für eine feministische, antikapitalistische Welt, in der wir Frauen gleichberechtigt und selbstbestimmt Leben können“, sagte eine Rednerin des Aktionsbündnis 8. März. Einmal mehr haben Frauen an diesem 8. März gezeigt, dass sie sich gegen Sexismus und Gewalt an Frauen zur Wehr setzen, die ungleiche Verteilung von Haus- und Sorgearbeit nicht mehr akzeptieren und gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen in Jobs kämpfen, in denen überwiegend Frauen arbeiten.

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